Mozart und Puccini  Konzert Juni 2024

Konzert in A für Klarinette und Orchester, KV 622

Von Wolfgang Amadeus Mozart

1765-1791

Allegro – Adagio – Rondo

Mozarts Klarinettenkonzert ist eines seiner letzten Werke, vollendet am
8.10.1791, uraufgeführt eine Woche später durch den Widmungsträger Anton Stadler, wenige Wochen vor Mozarts Tod. Heute hat es jeder Solist von Rang und Namen im Repertoire.

Wie ein Sologesang erhebt sich die Klarinette über das Orchester. Im ersten Satz Allegro formt ihr achttaktiges Thema einen Melodiebogen, der in seiner Schlichtheit eine unglaubliche Intensität und Ausdrucksstärke besitzt.

Mozart geht im zweiten Satz Adagio des Konzerts mit dem musikalischen Material äußerst sparsam um – Schlichtheit als Kompositionsprinzip: Eine scheinbar einfache Melodie, der Satz ist angelegt in einfacher, dreiteiliger Liedform, sehr anrührend in der Wirkung.

Der dritte Satz Allegro, komponiert in einer freien Rondoform, bringt zum Abschluss dieses einmalig schönen Solokonzertes einen fröhlichen und tänzerischen Charakter.

Vor allem in den Ecksätzen des Konzerts lotet Mozart alle technischen Möglichkeiten der Klarinette aus: Sechzehntelläufe in Form von Tonleiterskalen und Dreiklangsbrechungen durch die Register. Klangliche Herausforderungen in Form von extrem weiten Sprüngen gepaart mit radikalen Registerwechseln

Auffallend ist auch die Besetzung des Konzerts: Die Bläsergruppe besteht nur aus Flöten, Fagotten und Hörnern. Oboen und Klarinetten spart Mozart aus und verschafft so der Solo-Klarinette ein leichtes Durchkommen. Zudem sind Celli und Kontrabässe voneinander getrennt und die Kontrabässe werden sehr sparsam eingesetzt. Das lichtet den Orchestersatz und macht ihn durchsichtig.

Kennengelernt hat Mozart die Klarinette auf seinen Reisen. In Mannheim, damals ein bedeutendes musikalisches Zentrum, äußerte er sich bereits 1778 begeistert über dieses Instrument. Dennoch erprobte er es erst in seinen Spätwerken. Das Klarinettenkonzert ist nicht nur sein letztes Instrumentalkonzert, es ist überhaupt das einzige Konzert für die Klarinette. In Wien machten die Brüder Johann und Anton Stadler durch ihr Spiel auf der Klarinette Furore. Durch diese Freundschaft wusste Mozart genau, was er dem Instrumentalisten abverlangen konnte und wo deren Qualitäten sind.

Das Konzert komponierte er für den von Anton Stadler entwickelten, neuen Klarinettentypus: die Bassettklarinette. Sie unterscheidet sich von der “normalen” Klarinette durch einen größeren Tonumfang im tiefen Register. Gerne wird das Konzert aber auch mit der A-Klarinette aufgeführt.

Messa a 4 voci con orchestra, SC 6

„Messa di Gloria“

Giacomo Puccini

1858-1924

Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus e Benedictus – Agnus Dei

Puccini schrieb seine „Messe für vier Stimmen mit Orchester“ als Abschlussarbeit am Instituto Musical Pacini in seiner Heimatstadt Lucca, die am 12. Juli 1880 uraufgeführt wurde. Dabei wirkt das Stück keineswegs als Schülerarbeit, sondern als in sich stimmig und vollkommen, eine Vorahnung auf seine berühmten Opern gebend. So verwendet er später das Kyrie im ersten Akt seiner Oper „Edgar“ und das Agnus Dei im zweiten Akt von „Manon Lescaut“.

Wie geschickt und schön sind die Gesangsstimmen des Kyrie gearbeitet. Jede Stimme ist in sich vollkommen melodisch geführt, sehr gesanglich. Nach kurzem Orchestervorspiel komponiert er den Satz mit deutlichem Kontrast als A-B-A-Form. Das zweite „Christe eleison“ setzt der Innigkeit des Kyrie ein energisches Fugato entgegen.

Die Eröffnungsmelodie des Gloria ist von solch einem mitreißenden Schwung, ein fast gassenhauerartiger Beginn! Dies hat einen ganz besonderen Effekt, der dann im triumphalen Schluss in die Schlussfuge des „Cum Sancto Spiritu“ erneut eingebracht wird. Ganz kontrastierend dazu, das sich direkt anschließende „Et in terra pax“: still und in sich gekehrt, für einen Moment könnte man alle kriegerischen Konflikte der Welt vergessen. Abwechslungsreich gestaltet er auch die Lobpreisungen: „Laudamus te, benedicimus te,“ etc. Im „Gratias“ darf der Tenor brillieren, nach einem erneuten Intermezzo des Anfangs konzertieren Chor und Instrumente im „Domine Deus“. Der Lieblingsabschnitt unseres Chores ist eindeutig das „Qui tollis“. Majestätisch wird es im „Quoniam“ nur von den Bläsern begleitet. Das Gloria gipfelt dann in der sehr ausgedehnten Schlussfuge des „Cum Sancto Spiritu“.

Ein eindrucksvoller Kontrast ist danach der Einsatz des Credos mit einer ernsten melodischen Gebärde, weit entfernt von einer melancholischen Stimmung, die viele der großen Einfälle des späteren Puccini prägt. Das Thema kehrt mehrfach bedeutungsvoll wieder. Es leitet auch zum „Et incarnatus“. Hier singt der Chor a capella, aus dem Chorsatz löst sich der Solo-Tenor. Die Musik ist von verblüffender Einfachheit, vielleicht deswegen eine überzeugende Umsetzung der Worte, die die Menschwerdung Gottes formulieren. Dramatisch folgt das „Crucifixus“, im Tempo des Adagio vorgetragen. Der Solo-Bass wird colla parte von Fagott und Violoncello begleitet und erhält dadurch eine besondere Färbung. Im „Et resurrexit“ hören wir nicht den zu erwartenden österlichen Jubel, eher klingt es dramatisch in einer aufwärtsgerichteten Bewegung, wobei hingegen das „Et ascendit“ plakativ in einer stetigen Tonleiter abwärts erklingt. Im „Et in Spiritus Sanctum“ greift er auf die Musik des Beginnes des Credos zurück. Ganz bezaubernd findet er für das „Et unam sanctam catholicam“ textausdeutend eine fast ausschließliche Einstimmigkeit für die Chorstimmen. Den Abschluss bildet das im 6/8-Takt gehaltene „Et vitam“ das beinahe zum Schunkeln auf das „und das Leben (in) der kommenden Welt“ einlädt. Froher kann man den christlichen Glauben, hin auf die Ewigkeit ausgerichtet, wohl kaum ausdrücken.

Mit einer dreifachen Steigerung beginnt das, im Vergleich zu den ersten drei Sätzen, sehr kurze Sanctus. Im Benedictus darf der Basssolist ganz sanfte Töne singen. Hier zeigt sich Puccini genau so, wie es andere Komponisten auch mit diesem Abschnitt halten, er komponiert diesen Teil des Ordinariums für Solostimme.

Ein weiteres Kuriosum ist das ebenfalls sehr kurze Agnus Dei. Auf den Zählzeiten „tupfen die Bässe im Pizzicato die Grundtöne, während nachschlagende Achtel in den hohen Streichern eine schlichte Melodie der beiden Solostimmen begleiten. Ebenfalls taucht das Horn poetisch auf, während der Chor das ebenso schlichte „Miserere nobis“ übernimmt. Die zweite Anrufung des „Agnus Dei“ wiederholt den Anfang leicht intensiviert, während die dritte Anrufung sich weiter verdichtet, aber dann ganz sanft im „Dona nobis pacem“ ausklingt, geradezu verklingt. Diese knapp formulierte Musik ist in Frieden und Einklang mit sich selbst und ihrer Aufgabe, sie entlässt uns mit einem Lächeln. Ist dies die Glaubensgewissheit des Komponisten, der letzte einer fünf Generationen alten Kirchenmusikerfamilie aus Lucca?

Matthias Weimbs

Matthias Weimbs studiert seit 2020 Klarinette in der Klasse von Prof. Kilian Herold und
Prof. Anton Hollich an der Hochschule für Musik Freiburg.

Erste Orchestererfahrungen konnte er als Mitglied Jungen Bläserphilharmonie NRW, dem Sinfonischen Blasorchester Tomburg Winds und der Jungen Oper Baden-Württemberg sammeln.

In der Spielzeit 2022/23 war er Praktikant im Philharmonischen Orchester der Stadt Freiburg, wo er in zahlreichen Sinfoniekonzerten und Opernvorstellungen am Theater Freiburg mitwirken konnte. Aktuell absolviert er ein Orchesterpraktikum beim SWR Symphonieorchester, bei dem er unter anderem unter den Dirigenten Teodor Currentzis, Tarmo Peltokoski, Ingo Metzmacher oder Manfred Honeck zu hören war. Mit dem SWR Symphonieorchester spielte er unter anderem bei den Salzburger Festspielen, den Donaueschinger Musiktagen, den Pfingstfestspielen Baden-Baden sowie in der Kölner Philharmonie und der Elbphilharmonie Hamburg. Im September tritt er ein Probejahr als 2. Klarinettist und Bassklarinettist bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz an.

Sein solistisches Debüt gab er im vergangenen Jahr mit seinem Kommilitonen Jakob Plag mit Mendelssohns 2. Konzertstück für zwei Klarinetten mit der Jenaer Philharmonie.

Wichtige Impulse konnte er auf Meisterkursen und Unterrichten von Charles Neidich (Juilliard School New York), Johannes Peitz (HMTMH Hannover), Sharon Kam (int. Solistin), Wenzel Fuchs (Berliner Philharmoniker), Matic Kuder (Berliner Philharmoniker), François Benda (UdK Berlin), Sebastian Manz (SWR Symphonieorchester) und Florian Schüle (u.a. Balthasar-Neumann-Orchester) erhalten.

Matthias Weimbs ist Stipendiat der Musikerförderung des Cusanuswerks.

Henning Jendritza

Henning Jendritza studierte Katholische Theologie und Philosophie in Bonn bevor er das Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Lioba Braun begann, welches er mit Bestnoten abschloss.

Es folgten Meisterkurse bei Thomas Heyer, Stephan MacLeod, Delfo
Menicucci, Dietrich Hilsdorf, Josef Loibl und Philippe Jaroussky. Zudem war er Stipendiat der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk und des Richard-Wagner-Verbands.

Ein Schwerpunkt des Sängers liegt im Konzert- & Oratorienfach. So sang er bereits alle wichtigen Fachpartien und arbeitete u.a. mit Klangkörpern wie dem Beethovenorchester Bonn, Concerto Köln, dem Orquestra Barroca Catalana, dem Dresdner Kreuzchor, Bach Collegium Barcelona, dem Gewandhausorchester Leipzig (Andreas Reize) und der Capella Augustina (Andreas Spering). Mehrfach übernahm Henning Jendritza die Solopartien bei diversen Bach-Kantatenreihen u.a. beim spanischen Bachcelona Festival sowie beim großen Zehn-Jahres-Zyklus in Stuttgart mit dem Stuttgarter Stiftsbarock unter der Leitung von Kay Johannsen. Weitere Konzertengagements führten ihn u.a. in die Sagrada Familia in Barcelona, die Kölner Philharmonie, die Dome zu Köln, Aachen, Osnabrück, Speyer und Berlin, den Münchner Herkulessaal, zum Bachfest Leipzig und zu den Brühler Schlosskonzerten. Hinzu kommen regelmäßige, solistische Einladungen beim Leipziger Thomanerchor unter Thomaskantor Andreas Reize.

Neben seiner Konzerttätigkeit gastierte Henning Jendritza auf internationalen Opernbühnen wie dem Joburg Theatre (Johannesburg/Südafrika), der Kammeroper München, Theater Schaffhausen (Schweiz), Theater Solingen und war 2017 & 2019 in einer von Gregor Horres inszenierten Matthäuspassion als Tenorsolist in Bonn & Leipzig zu erleben.

2019 erschien die Ersteinspielung von Christoph Försters Kantate „Jauchzt ihr frohen Christenscharen“ mit Concert Royal Köln beim Label Musicaphon Records. 2024 erscheint eine weitere Ersteinspielung mit barocken Kantaten von Christian Ludwig Boxberg.

Henning Jendritza ist Preisträger 2016 des internationalen Salvat Beca Bach Wettbewerbs in Barcelona und war Finalist beim internationalen Concorso Musica Sacra 2021 in Rom.

Fabio Lesuisse

Fabio Lesuisse studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Claudia Kunz-Eisenlohr. Bereits während seines Studiums führten ihn zahlreiche Engagements an die Theater Bonn, Dortmund, Rostock, Luzern, Hannover und Aachen u.a. als Ned Keene in „Peter Grimes“, Junior in „A Quiet Place“, Albert in „Werther“, Jeletzky in „Pique Dame“, Anthony Hope in „Sweeney Todd“, Mercutio in „Roméo et Juliette“ und „Hamlet“ in der gleichnamigen Uraufführung von T.J. Hermann. Seit der Spielzeit 2018/19 war er Ensemblemitglied am Theater Aachen und ist seit dieser Spielzeit freiberuflich tätig. Auch im Konzertrepertoire überzeugt der belgische Bariton in den großen Partien seines Fachs und gewann beim int. Bachwettbewerb in Barcelona den 1. Preis.

Darüber hinaus ist er aktiv in freien Ensembles und Projekten, stets auf der Suche nach neuen Musiktheater- und Konzertformaten.